10 Jahre Arbeitskreis Nordbayerischer Böllerschützen e.V. - AKNB
Ein Rückblick und Ausblick
Dr. Dr. Werner Müller
Wir huldigen gemeinsam einem uralten Brauchtum, dem Lärmbrauchtum,
von dem es die unter-schiedlichsten Spielarten gibt, z.B. Glockenläu
ten, Geißelschnalzen (die „Hupe“ der früheren Fuhr-
knechte), Ratschen und Pritschen, Schellen und Rasseln oder wie bei uns
das Böllern. Nicht nur in heidnischer Vorzeit diente der Lärm zum
Vertreiben von Urgewalten (Unwetter, Sturm, Hagel) oder von Dämonen und
bösen Menschen (Karwoche, Haberfeldtreiben), dem Herbeirufen zu
Ver-sammlungen und Festen, dem Erwecken der Natur, zur Ehre Gottes, als
hohe Ehrung für Würdenträger oder weniger bedeutungsvolle Leute (Geburt,
Hochzeit, Tod), als Verständigungs- und Warnzeichen oder nur als Ausdruck
großer Freude. Vor Jahrhunderten setzte sich das Brauchtum des Böllerns
auch im zivilen Bereich durch, in bewaldeten Bergregionen meist mit
speziellen Hand-, Schaft- und Legböllern, im flacheren landwirtschaftlich
geprägten Gelände meist als Salutschießen. Nachdem es Anfang des vorigen
Jahrhunderts etwas aus der Mode gekommen war fand es ab Ende der 70er
Jahre immer größeren Zuspruch.
Dabei müssen aber auch staatliche Hürden ge
nommen werden, als erster Schritt das Ablegen einer Prüfung. Diese nahm am
Gewerbeaufsichtsamt Nürnberg der Technische Amtmann Wilhelm Klein vor
und das nicht nur mit großer Sachkenntnis sondern auch mit Freude am
Böllerbrauchtum. Um die Böllerschützen über Neuerungen zu informieren und
um auftretende Probleme korrekt zu lösen rief er 1988 einen losen
Kommandantenstammtisch mit bis zu 20 Personen ins Leben, der erste war mit
einer großen Böllerausstellung in Röthenbach verknüpft (Das war also just
zur Zeit der Seligsprechung des 1899 verstorbenen Berchtesgadener
Priesters und Ordensmannes Kaspar Stanggassinger am 24.4.1988, ein
Familienname, der Ihnen allen wohl geläufig ist). Eine zweite große
Böllerausstellung, die sogar im Frankenfernsehen gezeigt wurde, fand am
11. November 1995 ebenfalls in Röthenbach statt mit Herrn Dr. Günther
Beckstein als Schirmherren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus dem
Stammtisch besonders auf Anregung von 1. Bez.-SM Alfons Seitz der
allgemein anerkannte "Nordbayerische Arbeitskreis Böllerschü
tzen". Unter der Führung von Wilhelm Klein fanden jährlich 3 bis 4
Zusammenkünfte statt, die von vielen am Böllern Interessierten aus ganz
Nordbayern und weit darüber hinaus besucht wurden. Eine vom BSSB für
Südbayern geplante ähnliche Runde kam leider nicht zustande.
Wegen seiner großen Sachkenntnis wurde Herr Klein am
13. Februar 1992 von den Böllerschützen des Arbeitskreises zum ersten
Referenten für das Böllerschießen im Schützenbezirk Mittelfranken gewählt,
seine Vertreter waren die Herren Heinz Frane und Michael Rotsch,
der daneben auch Schriftführer des Arbeitskreises war. Die Protokolle sind
uns ab der 13. Sitzung (9. Juni 1993) fast vollständig erhalten. Aus
Idealismus heraus trug Klein die Kosten für Porto, Bürobedarf
usw. anfangs selbst.
Wie die ersten Abzeichen von 1994, so finanzierte er auch die beiden von
ihm verfassten Bücher im Voraus: 1995 "Böllerschieß
en in Franken" mit einer Auflage von 150 Exemplaren, von denen ü
ber 40 Stück an Landrats- und Ordnungsämter verteilt wurden. Al
s zweites veröffentlichte er das Buch "Böller=Schiessen Brauchtum & Historie". Dazu legte er eine umfangreiche Sammlung von einschlägigen Berichten aus früherer Zeit an und übergab diese 1993 dem Innenministerium, dem auch ein Beitrag von
den oberbayerischen Böllerschützen zuging. Ebenso erhielt der B
SSB diese Sammlung, doch dort war sie erst einmal für einige
Zeit verschollen, dann wurde sie als "unbedeutend" abgelegt.
Überhaupt scheint die "Chemie" zwischen z.B. Hans Stubhan, dem
ersten Landes-Böllerreferenten des BSSB und dessen 1. Stellvertreter, eben
unserem Herrn Klein nicht ganz gestimmt zu haben, Klein tritt daher 1995 als stellvertretender Landesreferent zurück. Das Konkurrenzdenken zwischen BSSB
und AK schwindet erst ab dem 6. April 1997, als im BSSB Herr Werner
Kammermeier Nachfolger von Herrn Stubhan wird.
1996 tritt neben Klein als Vorsitzenden und Rotsch als
Schriftführer Herr Erich Kussberger als Kassenwart in die
inoffizielle Vereinsführung ein, nachdem dieses Amt u.a. auch von
Bezirks-SM Manfred Schönecker angeregt worden war. Herr Erich
Kussberger hat diese Funktion trotz manchen Wirbelsturms nun seit 12
Jahren inne, er hat als das am längsten noch amtierende Präsidiumsmitglied
unseren Dank verdient!
Ein erster tiefer Einschnitt erfolgt 1997, als Herr Wilhelm
Klein am 20. April an den Folgen eines Unfalls stirbt. Daraufhin legt
Herr Rotsch sein Amt als Schriftführer im AK nieder, auch scheiden
er und Herr Frane als stellvertretende Böllerreferenten
Mittelfrankens aus. Zum Nachfolger Kleins als mittelfränkischer
Böller-Referent wird am 23. Mai 1997 Herr Karl Heinz Kaiser vom
Bezirk ernannt, er hatte dieses Amt drei Jahre inne.
Doch wie geht es mit unserem Arbeitskreis weiter? Zufällig fehlt genau das
Protokoll der entscheidenden 28. Delegiertenversammlung vom Juni 1997 - oder
wurde keines geschrieben, da ein Schriftführer fehlte? So können wir nur
aus spärlichen Aussagen entnehmen, dass Herr Rudolf Angerer aus
Veitsbronn zum neuen 1. Vorstand gewählt wurde aufgrund seiner großen
Kenntnisse, da er ja auch Böllerkurse abhielt. Kassier war weiterhin unser
Erich Kussberger, als Schriftführer fungierten nacheinander die
Herren Karl Heinz Kaiser, Alfred Hauff und Eberhard
Schultz.
Diese Vorstandschaft führte nur durch vier Delegiertenversammlungen,
dann war - bedingt durch größere Unstimmigkeiten - am 9. Juni 1
998 dieses Intermezzo (fast) beendet. Man hatte nämlich auf dieser letzten Sitzung fast einstimmig beschlossen, eine richtige Satzung für einen "eingetragenen Verein" mit Sitz in Röthenbach auszua
rbeiten. Damit wurden von der Versammlung die Herren Erich Weiß, Hans-Jürgen
Wienss und Hans Herrlein beauftragt.
Doch diese machten gleich Nägel mit Köpfen, soll heißen, acht
Gründungsmitglieder stellten auch am 26. August 1998 ein vollständiges
Präsidium zusammen mit den Herren
Erich Weiß – Präsident
Heinz Frane – Vizepräsident
Erich Kussberger – 1. Schatzmeister
Herbert Wolfsteiner – 2. Schatzmeister
Eberhard Schultz – Schriftführer
Hans Herrlein – Schießleiter,
die beiden weiteren Gründungsmitglieder Andreas Böhm und Willi
Kaiper blieben ohne Ämter. Bei der 32. Sitzung am 17. Oktober 1998 in
Rosstal wollten die Delegierten diesem Gebilde jedoch noch nicht ganz zustimmen.
So blieb dieses Gremium zwar im Amt, aber mit der Auflage, die Satzung zu
überarbeiten. Nach diesen Geburtswehen – also nach der Überarbeitung der
Satzung mit der ausdrücklichen Erklärung, sich nicht als Konkurrenz zum
BSSB zu verstehen – und mit der Erkenntnis, dass man ohne "e.V."
kein kompetenter Ansprechpartner ist, stimmte die 33. Delegiertensitzung
der Weiterführung als eingetragener Verein (e.V.) unter dem oben genannten
Präsidium mit 91% der Stimmen zu.
Damit ist also 1998 unser Gründungsjahr als "e.V."
und somit können wir heute eigentlich zwei Jubiläen feiern: vor 20 Jahren
wurde der Kommandantenstammtisch eingeführt, aus dem vor 10 Jahren unser
eingetragener Verein "Arbeitskreis Nordbayerische Böllerschützen e.V."
geboren wurde!
Zum Andenken an diese Geburt stiftete der damalige 1. Gau-SM Kurt
Marschner eine Gründungsscheibe, die Sven Bandemer vom SV Knauthainer
Löwen e.V. Leipzig bei 37 Teilnehmern erringen konnte.
Die nun folgenden 10 Jahre verliefen bei hoher Aktivität in geregelten Bahnen: bei 6 bis 7 jährlichen Präsidiumssitzungen wurden unsere Mitgliedsvereine jedes Jahr zu zwei, ab 2002 zu einer Delegiertenversammlung sowie der Jahreshauptversammlung geladen.
Lassen Sie mich einige Vereinshöhepunkte dieses Jahrzehntes nennen:
Präsident – Eberhard Schultz
Vizepräsident – Udo Billenstein
Vizepräsident – Heinz Frane
1. Schatzm. – Erich Kussberger
2. Schatzm. – Kurt Marschner
1. Schriftführerin – Petra Narius
Schussmeister – Michael Kahr
Brauchtumsref. – Dr. Werner Müller
Zu Beiratsmitgliedern wurden folgende Herren ernannt:
Georg Baier für Oberfranken
Gerhard Kemnitzer für Mittelfranken
Ferdinand
Dallheimer für Unterfranken un
Hubert Bauer für die Oberpfalz.
Lassen Sie mich hier dankbar einiger aus der Vorstandschaft gedenken, die der Tod zu früh aus unserer Mitte gerissen hat oder die aus gesundheitlichen Gründen ihre Ämter niederlegen mussten:
Neben vielen anderen Vorträgen wurde von überaus sachkundigen Referenten über folgende Themen gesprochen:
Nach diesem Blick auf die Entwicklungsgeschichte des AKNB und seine inneren Angelegenheiten möchte ich auf das Wirken des AKNB nach außen als Mitgestalter des Böllerwesens eingehen. Gemeinsam mit allen zuständigen Stellen arbeitet er an der Lösung von Problemen mit, was sich z.T. über viele Jahre erstreckt und auch in der Zukunft eine satzungsgemäße Hauptaufgabe unseres Arbeitskreises sein wird. Gerade hier wird besonders deutlich, dass sich der AKNB nicht als Konkurrent sondern als sachkundiger, mithelfender, manchmal auch kritischer Gesprächspartner sieht. In einigen Stichpunkten sei dies dargestellt für das
Innenministerium – Lärmen in der Öffentlichkeit;
Sozialministerium – Sprengstoffrecht,
Kultusministerium – Brauchtum
Finanzministerium
– Harmonisierung von Kosten und Gebühren
Bayerischer Landesverein für Heimatpfleger e.V.
einschlägige Ämter und Behörden der Regierungsbezirke
Ordnungs- und Landratsämter
Am meisten lag dem AKNB jedoch stets eine ergebnisorientierte, harmonische Zusammenarbeit mit dem BSSB am Herzen. Diese verbesserte sich stetig, seit Herr Werner Kammermeier Böllerreferent des BSSB ist.
Das Spektrum von eigenständig gelösten oder noch zu bearbeitenden Aufgaben ist groß. Hier möchte ich nur beispielhaft auf einige eingehen:
Nur durch das Bewahren von Echtem und Ursprünglichem bleibt unser Land Bayern vielfältig und damit interessant. In diesem Sinne wünsche ich, unser Arbeitskreis Nordbayerischer Böller-schützen e.V. lebe wachse und gedeihe!
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